Greifswalder Bogenschützin gewinnt Jubiläumstitel

Posted by admin
on 10 April 2019

Annedore Röbisch ist zum 25. Mal deutsche Meisterin geworden - Original-OZ-Zeitungsartikel

Quelle für den Text: OSTSEE-ZEITUNG/ Rainer Hein und Foto OSTSEE-ZEITUNG/ Ronald Krumbholz

Veröffentlichung des Artikels mit freundlicher Genehmigung der OZ.

Diedrichshagen/Greifswald. Die Anzahl deutscher Meister ist in Mecklenburg-Vorpommern überschaubar. Da lässt es schon aufhorchen, wenn eine Frau in einer Randsportart besonders erfolgreich ist. Annedore Röbisch feierte in Oberhausen ihren 25. nationalen Titelgewinn im Bogenschießen. Und das als Mitglied eines kleinen Vereins vor den Toren der Hansestadt – dem SV 2000 Diedrichshagen, inzwischen eine norddeutsche Hochburg im Bogenschießen. Für die 57-Lehrerin ist dieses kleine Jubiläum der 25. Goldenen nur ein weiteres Mosaiksteinchen ihrer Karriere. „Insgesamt habe ich jetzt 43-mal Edelmetall geholt“, sagt sie bescheiden.

Dafür, dass alle Auszeichnungen richtig gewürdigt werden, sorgt ihr Mann Helfried, der auch ihr Trainer ist. Er hat in der heimischen Wohnung den Flur mit allen Auszeichnungen von Annedore Röbisch dekoriert und mit Fotos komplett gemacht. „Edelmetall gehört nicht in die Schublade“, meint der 81-Jährige, der selbst immer noch fit ist. Über die Erfolge von Annedore Röbisch zu sprechen, hieße Eulen nach Athen zu tragen, denn in der Fach(bogen)welt ist ihr Name ein Begriff. Ihre Karriere begann 1976 beim ESV Rostock. Vier Jahre später folgten ihre ersten Erfolge bei den DDR-Meisterschaften 1980 und 1981 mit dem jeweiligen Gewinn der Bronzemedaille. Dann nahm sich die bescheidene Greifswalderin zunächst eine Auszeit beim Bogensport. Das Studium zur Lehrkraft war für sie wichtiger, denn Kinder zu unterrichten war ihr Wunsch. Schließlich landete sie nach erfolgreichem Abschluss am Lehrerinstitut Rostock als Pädagogin in Greifswald. „Es dauerte dann einige Jahre, bis ich wieder richtig losgelegt habe“, erinnert sie sich. Im Jahr 2000 gründete sie mit anderen einen Sportverein (SV 2000 Diedrichshagen) mit der Sparte „Bogensport“. „In Greifswald gab es keinen Verein, bei dem der Bogensport eine Rolle spielte“, erklärt Helfried Röbisch. So tat man sich in Diedrichshagen zusammen. Daneben wollte Annedore von ihrer Leidenschaft nicht lassen und führte als Grundschullehrerin in Absprache mit den dortigen Schulen den Bogensport als „Angebot“ ein. Recht schnell trainierte sie mit Kindern diese Sportart. Derzeit an zwei Tagen pro Woche an der Grundschule Lütte Nordlichter in Dersekow. Das setzte die Ausbildung als Schießleiterin und als Trainerin für den Bogensport voraus. Annedore Röbisch qualifizierte sich und leitet seit 15 Jahren hauptsächlich das Training im Verein und war in Verbindung mit den anderen Trainern maßgeblich an den Erfolgen der Vereinsmitglieder beteiligt.

Einige der von ihr trainierten Kinder und Jugendlichen nahmen schon an deutschen Meisterschaften teil, errangen Medaillen. Eine Nachwuchsschützin tritt in ihre Fußstapfen: Elsa Neumann (U 17) ist bereits dreifache deutsche Meisterin. Zurück zum Gespann Annedore und Helfried Röbisch. „Ohne meinen Mann würde nichts laufen“, gesteht sie, „denn er organisiert alle Fahrten zu Meisterschaften und Turnieren und ist mein strenger Trainer unter der Woche.“ Schließlich müssen Job, Sport und Familie unter einen Hut gebracht werden. Während Annedore an zwei Tagen pro Woche Kinder in ihrer Sportart trainiert, muss sie natürlich auch selbst ran. Während ihrer Trainingsstunden ist Helfried fast immer dabei und korrigiert seine Frau bei Unsicherheiten – und das auch bei Turnieren. „Hier spielt das Mentale eine große Rolle“, sagt Helfried. Den „Rest“ muss dann seine Frau erledigen. Das heißt in der Regel 144 Pfeile abschießen. Ihr Bogen hat eine Zugkraft von 32 Pfund. Das erfordert einen austrainierten Körper. Gibt es besondere Höhepunkte in ihrer Karriere? Klar, jede Medaille ist ein besonderer Anlass zur Freude, aber dennoch streicht Annedore Röbisch die Silbermedaille heraus, die sie in ihrer Altersklasse 2017 bei den Weltmeisterschaften in Neuseeland holte. Und wie sieht es mit dem Privatleben aus? „Es dreht sich fast alles um das Bogenschießen“, sagt sie und denkt dabei zugleich an ihre Schule, die sie in Absprache mit der Schulverwaltung freistellt, wenn um Medaillen gekämpft wird.